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Fachwelt
(Frühjahr 2020) Die Studie „Wirksamkeit der Rauchwarnmelderpflicht“ weist nach, dass seit der Einführung der Rauchwarnmelderpflicht statistisch abgesichert 501 Menschenleben gerettet wurden. Die positiven Effekte haben sich dabei mit der Zeit und der zunehmenden Ausstattung von Haushalten mit Rauchwarnmeldern verstärkt. Damit bestätigt die neue Studie die Ergebnisse der Sulzburger Studie von Dr. Sebastian Festag, die bereits vor sieben Jahren positive Zusammenhänge zwischen der Rauchwarnmelderpflicht und der Anzahl der Sterbefälle durch Brände nachwies.
Feuerwehrleuten ist angesichts ihrer tagtäglichen Erfahrungen auch ohne Studien klar: „Wenn Rauchwarnmelder installiert sind, rettet dies aus mehreren Gründen Menschenleben. Zum einen können die Menschen sich schneller in Sicherheit bringen, wenn ein Rauchwarnmelder sie im Brandfall unverzüglich gewarnt hat. Zum anderen wird auch die Zugriffszeit der Feuerwehr – von der Entstehung des Brandes bis zu ihrem Eintreffen am Einsatzort – durch Rauchwarnmelder erheblich verkürzt“, erklärte Professor Reinhard Ries 2013 als damaliger Leiter der Feuerwehr Frankfurt am Main auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der Sulzburger Studie. Eine Untersuchung, die bereits nachweisen konnte, dass in allen Bundesländern, in denen Rauchwarnmelder verpflichtend eingeführt wurden, die Brandsterbefälle gesunken sind und der Effekt für Deutschland schon damals statistisch abgesichert ist.
Dass die Einschätzung von Professor Ries auf Fakten beruht, belegen zahlreiche Pressemeldungen: Wie die Badische Zeitung am 17. Dezember 2019 beispielsweise schrieb, konnte die Feuerwehr einen Wohnungsbrand noch rechtzeitig verhindern, weil die Bewohner Rauchwarnmelder installiert hatten. Und acht Tage später erschien in der Badischen Zeitung bereits ein weiterer Artikel zum Thema: Ein Schwelbrand hatte am ersten Weihnachtsfeiertag die Innenräume des Müllheimer Szenelokals „Deutelmoser“ zerstört. Weil der Rauch in den darüber liegenden Räumen jedoch die Rauchwarnmelder auslöste, konnte die Feuerwehr gerade noch einen Großbrand verhindern. Was dagegen passiert, wenn man sich nicht adäquat schützt, kann u. a. im Kölner Stadt-Anzeiger nachgelesen werden. Gemeldet wurde hier im Sommer 2019, dass die Feuerwehr mit insgesamt 38 Einsatzkräften einen Hausbrand löschte. „Laut Feuerwehr gab es im Gebäude keine Rauchmelder, der schlafende Vater wurde nur durch Zufall wach …“. Er konnte sich retten, erlitt jedoch eine Rauchgasvergiftung.
Einwände, dass die damals in der Sulzburger Studie vorgestellten Zusammenhänge einen Rückgang der Brandsterbefälle durch die Rauchwarnmelderpflicht statistisch nicht eindeutig beweisen, stellten für Feuerwehrleute wie Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW, kein Problem dar. Laut Artikel der Tageszeitung Die Welt vom 25. September 2018 lässt sich der Verbandschef dadurch nicht verunsichern. „In jeder Gemeinde hier in NRW, sei es in Köln oder im winzigsten Dorf in der Eifel, erzählen uns die Feuerwehrleute, dass sie bei ihren Einsätzen den lebenden Beweis selbst gesehen haben.“
Von den Rauchwarnmeldern hätten er und seine Kollegen, wie er der Welt sagte, auch nicht lange überzeugt werden müssen: „Es war klar, dass wir das Anliegen unterstützen – weil hier einfach das Kosten-Nutzen-Verhältnis verdammt günstig ist.“ Jetzt, sieben Jahre nach der Sulzburger Studie und nachdem alle Bundesländer eine Rauchwarnmelderpflicht eingeführt haben, „liegen mehr Daten, mehr Bundesländer mit einer Pflicht und entsprechenden Erfahrungen für die Auswertung vor“, erklärt der Autor der beiden Studien, Dr. Sebastian Festag, Risikoforscher bei Hekatron Brandschutz. Er nutzte deshalb die Chance und untersuchte gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Marion Meinert den Zusammenhang zwischen der Anzahl der Brandsterbefälle und der zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführten Rauchwarnmelderpflicht für alle 16 Bundesländer sowie übergreifend für Deutschland.
Die Rauchwarnmelderpflicht wirkt. Sie rettet nachweislich Leben, erhöht die Sicherheit für die Bewohner und trägt dazu bei, dass die Gefahr und mögliche Gegenmaßnahmen in die Wahrnehmung der Bevölkerung dringen.
Das Ergebnis der Studie überraschte ihn nicht. „Wir konnten mit dem erweiterten Datenbestand den positiven Effekt der Rauchwarnmelderpflicht für Deutschland eindeutig bestätigen.“ 68 Personen pro Jahr werden den Berechnungen nach im Mittel durch die Rauchwarnmelderpflicht gerettet. Mit anderen Worten: Im Vergleich zum Mittelwert von 380 Sterbefällen pro Jahr, die vor der Einführung der Rauchwarnmelderpflicht zu Hause durch Brände umkamen, reduzierte sich die Anzahl der Brandsterbefälle um 20 Prozent. Insgesamt verdanken damit statistisch abgesichert bisher über 501 Menschen ihr Leben einem Rauchwarnmelder. „Tendenz“, laut Dr. Meinert „steigend“.
Für die kommenden Jahre gehen die Autoren davon aus, „dass noch weniger Menschen ihr Leben durch einen Brand verlieren werden“. Dabei konnte der positive Effekt sowohl für Neu- als auch für Bestandsbauten nachgewiesen werden. In 12 von 13 Bundesländern ist der Studie nach das Brandsterberisiko auf Basis der Datenlage reduziert. Dieser Effekt ist in fünf von 13 Bundesländern signifikant. Mit der Nachrüstpflicht sinkt zudem in acht von neun Bundesländern das Brandsterberisiko in Bestandsbauten. Angesichts dieser Zahlen steht für Dr. Festag fest: „Die Rauchwarnmelderpflicht wirkt. Sie rettet nachweislich Leben, erhöht die Sicherheit für die Bewohner und trägt dazu bei, dass die Gefahr und mögliche Gegenmaßnahmen in die Wahrnehmung der Bevölkerung dringen.“
Für die Berechnungen nutzte Dr. Festag die amtliche Todesursachenstatistik der BRD, die nach international einheitlicher Kategorisierung nach Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation unter medizinischen Gesichtspunkten durchgeführt wird, sowie Erhebungen des Statistischen Bundesamtes für die Bestimmung der Einwohnerzahlen in den Bundesländern. Da derzeit nur Daten des Statistischen Bundesamtes bis 2016 vorliegen, geht Dr. Festag davon aus, dass „wir die Studie in Zukunft entsprechend ergänzen“.
„Der Brandschutz wirkt durch das ganzheitliche Ineinandergreifen verschiedener baulicher, organisatorischer, anlagentechnischer und abwehrender Maßnahmen“, so Dr. Festag. Die Studie belegt aber, dass die Reduzierungen der Brandsterbefälle im Zusammenhang mit der Rauchwarnmelderpflicht steht. Einflüsse anderer Maßnahmen auf die Effekte lassen sich nicht zu 100 Prozent ausschließen. Für Dr. Festag ist es aber „unwahrscheinlich, dass in den Bundesländern zeitgleich zu den unterschiedlichen Zeitpunkten der Verankerung der Rauchwarnmelderpflicht andere Brandschutzmaßnahmen eingeführt wurden, die flächendeckend den Rauchwarnmeldereffekt überlagern.“ Oder anders ausgedrückt: Die aktuelle Studie „Wirksamkeit der Rauchwarnmelderpflicht“ zeigt zweifelsfrei, dass Rauchwarnmelder das Risiko reduzieren, an einem Brand oder seinen Folgen zu sterben.
Und es kommt noch besser. Da aufgrund der Datengrundlage (bis 2016) die Bestandsbauten nur begrenzt in die Betrachtung von Dr. Festag einfließen konnten, gehen die knapp 70 weniger verstorbenen Personen pro Jahr fast ausschließlich auf das Konto der Rauchwarnmelderpflicht in Neubauten. Da es deutlich mehr Alt- als Neubauten gibt, geht Dr. Festag davon aus, dass bei einer vollständigen Umsetzung der Rauchwarnmelderpflicht im Bestand sogar „von deutlich mehr geretteten Personen ausgegangen werden muss“.
Der Ausstattungsgrad von Haushalten nimmt deshalb eine zentrale Rolle ein: Doch damit die Rauchwarnmelderpflicht ihre Wirkung entfalten kann, müssen die Haushalte auch dauerhaft mit funktionierenden Rauchmeldern ausgestattet sein. Hier sind Vermieter wie auch Wohneigentümer in der Pflicht. Sie müssen die Funktion des technischen Helfers regelmäßig kontrollieren. Ganz abgesehen von den Zahlen, der Rauchwarnmelderpflicht ist laut Dr. Festag außerdem zu verdanken, „dass die Menschen gegenüber den Gefahren eines Brandes – vor allem zu Hause – zunehmend sensibilisiert sind; was für sich genommen bereits ein großer Erfolg ist und unbedingt aufrechterhalten werden muss.“
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Rauchwarnmelder sind mittlerweile in allen 16 Bundesländern Pflicht. Das gilt für die klassische Mietwohnung wie für die Eigentumswohnung bzw. das eigene Haus. Die Studie "Wirksamkeit der Rauchwarnmelderpflicht" wies jetzt statistisch nach: Die Rauchwarnmelderpflicht wirkt. Im Mittel werden 68 Personen pro Jahr vor dem Tod durch einen Brand gerettet.