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Digitalisierung

Internet of Things im Brandschutz

Mehrere Millionen über Funk vernetzbare Rauchwarnmelder sind allein in Deutschland im Einsatz. Mit dem Genius Port von Hekatron Brandschutz lassen sich jetzt die Signale der funkfähigen Hekatron-Geräte übers World Wide Web an jedes internetfähige Endgerät schicken. Das hebt die Sicherheit für Menschen und Gebäude auf eine neue Stufe.

11. April 2018

Die Prognosen der Markforscher überschlagen sich. McKinseyetwa beziffert das wirtschaftliche Potenzial des Internet of Things (IoT) allein im Bereich von Sicherheits-Systemen und Smart Home bis 2025 weltweit auf bis zu 300 Milliarden Dollar1. Brandschutz gehört dazu. Denn auch hier eröffnen digitale Technologien neue Möglichkeiten, erhöhen den Komfort und verbessern die Sicherheit. Das gibt ihrer Entwicklung enormen Schub.

Wie attraktiv dieser Markt ist, zeigt sich allein schon daran, dass digitale Giganten wie Apple und Google längst dabei sind, ihre Pflöcke einzuschlagen – Apple mit der Branddetektion per iPhone, für die es in den USA bereits ein Patent2 gibt, Google mit seinem Tochterunternehmen Nest Labs, einem Spezialisten für selbstlernende Raumthermostate, Rauchwarnmelder und Überwachungskameras.

Im deutschen Smart Home Markt stellt die Gebäudesicherheit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes das zweitgrößte Segment dar. Schon in rund vier Jahren, so die Statista-Prognose3, werden die Umsätze in diesem Bereich annähernd eine Milliarde Euro erreichen. Aktuell sind rund zwei Millionen Haushalte in Deutschland mit Smart-Home-Systemen ausgestattet, in 2022 werden es rund acht Millionen sein, so der Verband der Internetwirtschaft eco4 und das Marktforschungsunternehmen Arthur D. Little. Sie erwarten bis 2022 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des deutschen Smart-Home-Marktes von 26,4 Prozent.

Klar ist: Während intelligente, vernetzte Systeme im industriellen Kontext schon seit Jahren massiv an Bedeutung gewinnen, dringt die Digitalisierung jetzt zusehends ins private Umfeld vor. Um das riesige Marktpotenzial ausschöpfen zu können, müssen Unternehmen allerdings Teil eines vitalen Ökosystems werden, so die eco-Studie. Zu den Erfolgsrezepten gehört demnach ein funktionierender Daten- und Informationsaustausch mit nutzerfreundlichen Smart-Home-Lösungen.

Neues Ökosystem für Brandschutz und Alarmierung 

Genau dafür schaffen Hersteller wie Hekatron Brandschutz jetzt die Basis, erklärt Manfred Mitreiter, Leiter Geschäftsfeldentwicklung und Innovationsmanagement:

Mit der Markteinführung des Genius Port erweitern wir den Nutzen unserer Geräte und Systeme um Dimensionen – für uns und für unsere Kunden.

Manfred Mitreiter, Interview mit Herrn Manfred Mitreiter, Leiter Geschäftsfeldentwicklung und Innovationsmanagement:

Das betreffe die Endnutzer, also Bewohner und Eigentümer von Gebäuden, ebenso wie Planer, Gebäudebetreiber und natürlich auch den Handel. Es ist das, was man gerne als Win-Win-Situation beschreibt: Denn erst der Schritt der Alarmsignale ins World Wide Web ebnet den Weg zu neuen Ökosystemen, die sich derzeit rund um Brandschutz, Smart Home und Gebäudesicherheit entwickeln. Dort entstehen neue Wertschöpfungsmodelle, die allen Beteiligten mehr Komfort, mehr Nutzen und höhere Sicherheit bringen. „Mit diesem Schritt öffnen wir unsere Systeme für solche Entwicklungen – auch für Einzelgebäude, die ja bislang von der Vernetzung weitgehend abgekoppelt waren“, stellt Manfred Mitreiter fest.

Dadurch wird es möglich, Menschen und Sachwerte wesentlich effizienter und umfassender zu schützen als bisher. So wirken vernetzte Melder zum Beispiel in großen Gebäuden der Gefahr entgegen, dass ein Alarm zu spät oder gar nicht bemerkt wird – sei es wegen der räumlichen Entfernung zwischen Melder und den zu alarmierenden Personen, sei es, weil Menschen mit schwachem Gehör oder anderen Einschränkungen betroffen sind. Bis sie die Gefahr erkennen und zielgerichtet agieren können, vergeht oft wertvolle Zeit, und das Treppenhaus beispielsweise ist schon nicht mehr als Fluchtweg nutzbar.

Mehr Sicherheit

Wird hingegen das Signal der Rauchwarnmelder sofort an Dritte – Nachbarn, Verwandte oder Service-Leitstellen etwa – übertragen, sichert das Bewohner und Eigentümer von Gebäuden deutlich besser ab. „Angehörige können so ganz einfach die Wohnung eines älteren Familienmitglieds in Sachen Brandschutz im Auge behalten und schnell aktiv werden“, ergänzt Stephan Weiß, Leiter Produktmanagement Rauchwarnmelder-Systeme bei Hekatron Brandschutz. Das kann Leben retten.

Zumal das System im Falle eines Alarms automatisch meldet, welcher Rauchwarnmelder den Alarm ausgelöst hat – und damit zugleich, wo sich der mutmaßliche Brandherd befindet. Hat der Anwender den Alarm wahrgenommen, kann er alle Melder bis auf den auslösenden stummschalten. Damit ist es für Helfer vor Ort einfacher, den Gefahrenherd ausfindig zu machen.

Hinzu kommt: Vernetzte Systeme bieten Gebäudebetreibern, Händlern und Installationsbetrieben die Möglichkeit, mehr Sicherheit zu schaffen und neue Wertschöpfungsmodelle aufzusetzen. So erlaubt die Multi-Port-Fähigkeit der Genius Control App den Zugriff auf eine unbegrenzte Anzahl von Genius Ports über ein Endgerät. Stephan Weiß: „Das setzt zum Beispiel eine Installationsfirma in die Lage, mehrere Objekte wie etwa Kindergärten zu überwachen.“ Und der Betreiber mehrerer Anwesen hat alle Melder unter seiner Regie über eine Benutzeroberfläche im Blick.

Cloud erschließt riesiges Potenzial

Welches Potenzial an zusätzlichen Komfort- und Sicherheits-Services sich über die Cloud erschließt, wird an der Kooperation von Hekatron Brandschutz mit seinem Partner digitalSTROM deutlich. Manfred Mitreiter: „Wir verbinden unsere Brandmeldetechnik mit dem Smart Home. Damit können wir die Sicherheitslage im Brandfall noch wesentlich verbessern.“

Die Smart Home Systeme von digitalSTROM unterstützen die individuelle Steuerung eines Wohnobjekts, genauer: jedes elektrisch betriebenen Geräts. So kann der Nutzer im Brandfall beispielsweise das Licht in bestimmten Räumen oder im Treppenhaus einschalten. Er kann die Rollläden hochfahren, Türen öffnen oder per Sprachausgabe den Menschen im Gebäude Anweisungen oder Empfehlungen geben. Bei einem Alarm in einem Hotel zum Beispiel kann er Gäste und Angestellte über Lautsprecher informieren, welcher Fluchtweg der sicherste ist. Per Smartphone wohlgemerkt. Schließlich ist er dank App über die Situation vor Ort im Bilde.

„Welche Funktionen nutzbar sind, hängt von der Ausstattung des jeweiligen Gebäudes und des Smart Home Systems ab“, erklärt Manfred Mitreiter. Natürlich ist auch die Vernetzung zum Beispiel mit Wasser- oder Einbruchssensoren denkbar. Schon jetzt zeigt sich jedenfalls: Das Potenzial ist riesig. Möglich ist auch die Verknüpfung mit Brandmeldeanlagen etwa in Industriegebäuden.

Bislang sind Rauchwarnmelder und Brandmeldeanlagen zwei getrennte Systeme, die nicht miteinander kommunizieren. Das können wir künftig ziemlich einfach ändern.

Manfred Mitreiter, Interview mit Herrn Manfred Mitreiter, Leiter Geschäftsfeldentwicklung und Innovationsmanagement:

Als weiterer Kooperationspartner ist bereits Smartfrog an Bord. Das Unternehmen hat ein System auf der Basis von Webcams entwickelt. Über die Schnittstelle in der Genius Cloud und die Control App lässt sich künftig jeder mit einer Webcam ausgestattete Raum einsehen – auf Wunsch sogar mit Sprachausgabe.

Manfred Mitreiter: „Wir suchen derzeit gezielt Partner, deren Kernkompetenz  Sicherheitsthemen sind.“ Unter anderem geht es dabei um die Vernetzung mit Leitstellen etwa von Hilfsdiensten oder Taxiunternehmen, die rund um die Uhr besetzt sind. Deren Teams könnten sich im Alarmierungsfall relativ rasch ein Bild von der Situation vor Ort machen und gegebenenfalls die Feuerwehr oder die Polizei alarmieren.

Künftig werden vernetzte Rauchwarnmeldersysteme auch die Fernwartung von Gebäuden vereinfachen und effizienter machen: So können Betreiber oder Dienstleister, die heute für die jährliche Sichtprüfung von Rauchwarnmeldern zuständig sind, diese künftig über die Kommunikationsschnittstelle überprüfen. Mehr noch: Da moderne Geräte automatisch melden, sobald ihre Funktion beeinträchtig ist, verfügen sie immer über aktuelles Statuswissen zu allen ihnen unterstellten Meldern. Und sie brauchen nur dann einen Techniker loszuschicken, wenn ein konkreter Servicefall vorliegt.

Nicht zu vergessen: Mit seiner jetzigen Initiative schafft Hekatron Brandschutz ein Gegengewicht zu den großen globalen Playern wie Apple oder Google. Deren Interesse ist es vor allem, sich der Kundenschnittstelle zu bemächtigen, um davon ausgehend neue Wertschöpfungsmodelle im Markt zu platzieren. Denn wer Zugang zum Kunden hat, schwimmt auf der Digitalisierungswelle ganz oben.

Vernetzung als Lebensretter

Noch Luft nach oben: Wie fortschreitende Vernetzung die Sicherheit in Gebäuden verbessern könnte

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Interview „Am Bedarf der Nutzer ausrichten“

Herr Mitreiter, als Leiter des Innovationsmanagements bei Hekatron Brandschutz haben Sie die Entwicklung des Genius Port stark vorangetrieben. Warum?

Manfred Mitreiter: „Wir analysieren regelmäßig und systematisch die Trends in Technik und Gesellschaft und filtern heraus, welche Konsequenzen wir als Brandschutz-Spezialisten daraus ziehen müssen. Die zentralen Trends unserer Zeit sind Konnektivität und die Entwicklung hin zu smarten, also im weitesten Sinne intelligenten Systemen. Beide Trends hängen zusammen. Und es ist für den Standort Deutschland, wichtig, auf diesem Gebiet Kompetenz zu zeigen und Standards zu setzen.“

Was haben die Endkunden und Ihre Vertriebspartner in Großhandel und Handwerk davon?

Manfred Mitreiter: „Wir begreifen es als unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass es weniger Brandopfer in Deutschland gibt. Mit dem Genius Port kommen wir diesem Ziel ein deutliches Stück näher. Außerdem reichern wir die Smart Home Systeme von Bewohnern, Besitzern und Betreiber von Gebäuden mit sinnvollen Sicherheits-Features an. Für unsere Partner in Handel und Handwerk sind das Argumente, die für unsere Produkte sprechen. Zum anderen profitieren sie natürlich auch davon, wenn wir künftig zusätzliche Services anbieten, die unsere Hardware aufwerten und ihnen die Chance auf zusätzliche Wertschöpfung geben.“

Und wo liegen Ihre Vorteile als Hersteller?

Manfred Mitreiter: „Wir entwickelt uns vom reinen Hardware-Hersteller zum Anbieter von Dienstleistungen rund um unsere Produkte. Denn das ist die Zukunft, die die Digitalisierung vorzeichnet. Das bringt allen Vorteile – dem Endkunden, aber auch unseren Vertriebspartnern und uns als Hersteller. So bekommen wir durch die Vernetzung endlich einen direkten Draht zu unseren Produkten, mit Informationen über ihre Einsatzbedingungen, ihre Lebensdauer und vieles mehr. Damit können wir unsere Produkte künftig wesentlich besser optimieren und enger am Bedarf der Nutzer ausrichten.“

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